faust gymnasium

DDR-Zeitzeuge berichtet Zwölftklässlern

Hartwig Kluge zum vierten Mal am Faust

Am Dienstag den 14.5.19 bekamen die Schüler der zwölften Klassen aus den Geschichtskursen von Herrn Geissler, Herrn Fiegler und Herr Conrady die einzigartige Chance hautnah in die Geschichte des Zeitzeugen Hartwig Kluge, welcher 21 Jahre in der DDR lebte, einzutauchen und sich nicht nur mit den Fakten auseinanderzusetzen, sondern auch die Gefühle und Emotionen, die eine solche Erzählung mit sich führt, nachzuvollziehen.

Der 1947 geborene Hartwig Kluge nimmt uns mit in eine Zeit, die von Verrat, Unfreiheit, Zwang und Unwissenheit geprägt war, aber dennoch zu vielen schönen Bekanntschaften und einer neuen Wertschätzung der Demokratie geführt hat.

Im Raum herrscht Stille und Aufmerksamkeit, als er lebhaft von seinen Erinnerungen an sein Dasein in der DDR erzählt, das er auf der anderen Seite der Mauer verbracht hat. Er beschreibt seine Lebensumstände und seinen Werdegang als junger Erwachsener, wobei er uns deutlich macht, wie stark das vergangene Hitler-Regime immer noch spürbar war. Nicht etwa durch Propaganda oder Judenfeindlichkeit, aber durch die dauernde Überwachung, die gegenseitige Bespitzelung und den Verrat durch Mitbürger an die Behörden oder die Polizei. Solche geheim verratenen Informationen, welche in zahlreichen Akten über Herrn Kluge festgehalten wurden, konnte er erst später einsehen und so erklären sich manche unverständliche Ereignisse aus seiner Jugend erst viele Jahre später.

Der mit 21 Jahren angetretene und gescheiterte Fluchtversuch zeigt uns, was es bedeutete unter diesen zeitlichen Umständen zu fliehen und welche Konsequenzen man tragen musste, aber auch den unbrechbaren Willen frei zu sein und den Widerstand gegen ein System, das darauf ausgelegt war, alle Menschen im Innern festzuhalten. Außerdem betont er die Kreativität, die man benötigte, um solche Fluchtversuche zu machen und zugleich den inneren Zusammenhalt, der zwischen den Menschen, die in der DDR lebten, herrschte. Während seiner Flucht und auch seines einjährigen Aufenthaltes im Zuchthaus, nachdem er an der Grenze gefasst wurde, trifft Hartwig Kluge viele Menschen, mit denen er bis heute noch in engem Kontakt steht und seine Geschichte teilt. Seine tiefgreifende Erzählung nahm hier den ein oder anderen besonders mit und sorgte im Raum für Gänsehaut.

Neben der spannenden, erkenntnisreichen und auch mitnehmenden Erzählung blieb aber auch die Gelegenheit zum Lachen nicht aus, denn Herr Kluge erzählte mit einer offenen, lockeren und unbeschwerten Art seine Geschichte und wir erlebten, wie die Ereignisse ihn zwar geprägt haben, aber dass die positiven Bekanntschaften und die noch heute bestehenden Kontakte ihn durch diese Zeit getragen haben und nun überwiegen.

 Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Kluge für den ehrlichen und persönlichen Bericht seiner Geschichte und die Erfahrungen, die er mit uns geteilt hat. Wir konnten so die im Unterricht behandelte Materie besser greifen und bekamen tiefere Einblicke in die Bedeutung des Mauerbaus und des Mauerfalls nicht nur aus historischer Sicht, sondern auch aus persönlicher Sicht.

Auch geht ein Dank an die Fachschaft Geschichte, welche Herrn Kluge eigeladen und sich um die Veranstaltung gekümmert hat, sodass wir daran teilhaben konnten.